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Anarcho-Syndikalisten

Anders als die übrigen linken Kleinparteien und -organisationen distanzierten sich die ab 1919 in der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) zusammengeschlossenen Anarcho-Syndikalisten klar von jedem parteipolitischen Organisationsprinzip. Am Ende der Weimarer Republik zählte die FAUD reichsweit nur noch rund 4.300 eingeschriebene Mitglieder. Zur Provinzialarbeiterbörse Südwest gehörten damals Ortsgruppen im Rhein-Main-Gebiet sowie in Mannheim, Ludwigshafen, Worms, Alzey und Jockgrim. Ihre Widerstandsstruktur in Südwestdeutschland, die sich seit dem Frühsommer 1933 zu konsolidieren begann, konzentrierte sich ebenfalls auf Gruppen im Rhein-Main-Gebiet, so etwa in Frankfurt, Offenbach, Darmstadt und Wiesbaden, und im Raum Mannheim/Ludwigshafen. Letztere waren mit zusammen zwischen 45 und 70 Aktivisten die größten konspirativ arbeitenden Gruppen jenes Strukturbereichs überhaupt, der bis zu dessen Flucht im Herbst 1933 durch Gustav Doster aus Darmstadt angeleitet wurde. Dort befand sich auch weiterhin die zentrale Anlaufstelle für die Kuriere, die antinazistisches Propagandamaterial überbrachten. 1934 gaben die Mannheim/Ludwigshafener Anarcho-Syndikalisten ferner zwei hektografierte Propagandaorgane heraus: das „Fanal. Revolutionäre-sozialistische Monats-Blätter“ sowie „Der Hessische Landbote“. Im Odenwald bzw. an der Bergstraße kamen Abgesandte der diversen Stützpunkte aus der Region verschiedentlich zu konspirativen Unterredungen zusammen. Überregionale Verbindungen reichten u.a. nach Leipzig, wohin schließlich die illegale Geschäftskommission der FAUD ausgewichen war, nach Kassel, in das Saargebiet und nach Amsterdam. Die dortige Exilgruppe Deutsche Anarcho-Syndikalisten (DAS) erfüllte seit Ende 1933 unter Dosters Regie wichtige logistische Funktionen für die antinazistische Inlandsarbeit der FAUD. Infolge einer Denunziation gelang es der Gestapo Ende 1934, in die südwestdeutsche Widerstandsstruktur einzubrechen. Dies führte zu einer Verhaftungsserie, die sich bis zum Frühjahr 1935 hinzog. Auch Friedrich Lösch aus Ludwigshafen war unter den Festgenommenen; 1936 wurde er vom „Volksgerichtshof“ zu einer Zuchthausstrafe von sieben Jahren verurteilt. Reichsweit konnten die konspirativen Verbindungen der FAUD erst 1937/38 weitgehend zerstört werden.

Autor: Axel Ulrich

Literatur: Axel Ulrich: Zum Widerstand der Freien Arbeiter-Union Deutschlands gegen den Nationalsozialismus. Ihr konspiratives Verbindungsnetz in Hessen und im Raum Mannheim/Ludwigshafen, in: Nassauische Annalen 1988; Axel Ulrich: Politischer Widerstand im Rhein-Main-Gebiet; Hermann Weber u.a.: Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Mannheim; Wolfgang Haug: „Eine Flamme erlischt“. Die FAUD von 1932 bis 1937, in: IWK, Heft 3, 1989; Siegbert Wolf: „.. bis die Bestie des Kapitalismus niedergerungen und der Moloch Staat zertrümmert ist“. Der erste Prozeß des VGH gegen die FAUD im Sommer 1936, in: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, No. 11, 1991.

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