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Kommunistischer Widerstand

Von allen gegen die Nationalsozialisten arbeitenden Parteien, Verbänden und Gruppierungen leisteten die Kommunisten den heftigsten, ausdauerndsten und umfangreichsten Widerstand. Dies gilt auch für das Gebiet von Rheinland-Pfalz. Trotz der Machtübertragung an Hitler waren die Kommunisten 1933 von dem baldigen Beginn der sozialistischen Revolution überzeugt und versuchten, ihren Widerstand aus dem Untergrund zu organisieren. Ihre Anhängerschaft, die bis zum Sommer 1933 wegen zahlreicher Festnahmen und vieler Abtrünniger auf kaum mehr als ein Drittel zusammengeschmolzen war, riefen sie zum Massenwiderstand auf. Durch die Herstellung und Verbreitung einer wahren Flut antinazistischer Flugblätter, Zeitungen und Broschüren wurde ihr konspirativer Apparat nahezu vollständig in Anspruch genommen. Die innerdeutschen Widerstandsgruppen hielten Verbindung zu ihrer sich seit 1934 im Ausland befindlichen Leitung über Stützpunkte, die entlang der Reichsgrenzen eingerichtet wurden. Widerstandsaktivitäten der KPD und ihrer Nebenorganisationen Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition, Rote Hilfe Deutschlands, Internationale Arbeiterhilfe, Kommunistischer Jugendverband Deutschlands u.s.w. gab es nachweislich in Kaiserslautern, Worms, Frankenthal, Ludwigshafen, Speyer, Lambrecht, Kirchheimbolanden, Pirmasens, Idar-Oberstein, Birkenfeld, Trier, Kirn, Neuwied, Andernach, Koblenz, Ingelheim und Mainz. Die stalinistische „Säuberungswelle“ der Jahre 1936 bis 1938, mehr noch aber der Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 ließ viele Kommunisten an ihrer Überzeugung wie an ihrer Partei zweifeln. Spätestens nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 weiteten die verbliebenen KPD-Gruppen aber ihre Widerstandsaktivitäten wieder aus. Hierzu gehörten nun zunehmend auch Sabotagehandlungen sowie Bemühungen, mit Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitskräften in Kontakt zu kommen.

Literatur: Becker: Die KPD in Rheinland-Pfalz 1946 - 1956; Weber u.a.: Widerstand gegen den NS in Mannheim; Kühnrich: Die KPD im Kampf gegen die faschistische Diktatur 1933 - 1945; Pikarski, Warning (Bearb.): Gestapo-Berichte über den antifaschistischen Widerstandskampf der KPD 1933 bis 1945. 3 Bde.; Stroech: Die illegale Presse 1933 - 1939; Ebenau, Kuffler (Bearb.): Es gilt den Kampf. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Frankenthal 1832 - 1949; Hennig: Verfolgung und Widerstand in Koblenz 1933 - 1945; Morweiser: Vom antifaschistischen Widerstand in Speyer; Bies: Paul, Ella und Elvira. Über den Lebensweg der Eisenschneiders aus Fischbach an der Nahe; Ulrich: Politischer Widerstand im Rhein-Main-Gebiet; Ulrich, Axel: Politischer Widerstand gegen das "Dritte Reich" im Rhein-Main-Gebiet, Wiesbaden 2005. Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz; Wissenschaftliche Darstellung und Materialien für den Unterricht. Hg. von Dieter Schiffmann, Hans Berkessel und Angelika Arenz-Morch für die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Mainz 2011; Ulrich, Axel: Zum politischen Widerstand gegen das "Dritte Reich" in Mainz, Mainzer Zeitschrift, 2008

Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD)

Viele Mitglieder des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD) engagierten sich nach der Machtübernahme Hitlers im Widerstand. Ihre Hoffnung, das Regime in relativ kurzer Zeit stürzen zu können, erwies sich jedoch als illusionär. KJVD-Unterbezirksorganisationen gab es beispielsweise in Mainz, Kaiserslautern, Worms und Ludwigshafen. Unerfahren in konspirativer Arbeit, fielen zahlreiche Jungkommunisten schon bald dem NS-Fahndungsapparat oder Denunzianten zum Opfer. Andere wurden verhaftet, nachdem sie in den konspirativen Kreis der KPD nachgerückt waren, um diesen nach den schweren Verhaftungsschlägen der ersten Jahre der Diktatur personell zu verstärken. Die KPD musste nach den Massenverhaftungen Mitte der 1930er Jahre im Prinzip gänzlich darauf verzichten, eigene KJVD-Widerstandsgruppen zu bilden. Das schließt aber nicht aus, dass auch später gelegentlich allein aus jungen Kommunisten gebildete Strukturen aktiv wurden. Der von den Arbeiterorganisationen konsequent gegen das "Dritte Reich" geleistete Widerstand stützte sich in jeder seiner Phasen maßgeblich auf die Risikobereitschaft gerade jüngerer Mitglieder und Sympathisanten.

Literatur: Ulrich, Axel: Politischer Widerstand gegen das "Dritte Reich" im Rhein-Main-Gebiet, Wiesbaden 2005; Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz. Wissenschaftliche Darstellung und Materialien für den Unterricht. Hg. von Dieter Schiffmann, Hans Berkessel und Angelika Arenz-Morch für die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Mainz 2011; Ulrich, Axel: Zum politischen Widerstand gegen das "Dritte Reich" in Mainz, Mainzer Zeitschrift, 2008 Ulrich, Axel

Speyerer Kameradschaft

Im September 1942 gründete Jakob Schultheis in Speyer einen Unterstützerkreis für den seit 1933 inhaftierten KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann. Es waren keineswegs nur Kommunisten, die mitwirkten, sondern auch Sozialdemokraten und Parteilose. Der Spenderkreis ging später dazu über, antinazistische Flugblätter herzustellen und zu verteilen, ohne jedoch das Hauptanliegen, Spenden für die Familie Thälmann zu sammeln, zu vernachlässigen. Der „Speyerer Kameradschaft“ gehörten schließlich über 40 Personen an, darunter etliche Frauen sowie ausländische Zwangsarbeiter. Nachdem ein Spitzel in die Gruppe eingeschleust worden war, wurden im Frühjahr 1944 mehr als 30 Mitglieder dieser Gruppe verhaftet. Jakob Schultheis und der polnische Zwangsarbeiter Stanislaus Peplinski wurden am 15. Februar 1945 vom „Volksgerichtshof“ in Potsdam zum Tode verurteilt und am 19. März 1945 hingerichtet. Die anderen Angeklagten erhielten zumeist hohe Zuchthausstrafen.

Literatur: Ulrich, Axel: Politischer Widerstand gegen das "Dritte Reich" im Rhein-Main-Gebiet, Wiesbaden 2005. Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz; Wissenschaftliche Darstellung und Materialien für den Unterricht. Hg. von Dieter Schiffmann, Hans Berkessel und Angelika Arenz-Morch für die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Mainz 2011

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