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"Rote Kampfer"

Zumeist jüngere frühere Funktionäre der ultralinken Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands und andere linksradikale Sozialisten mit rätekommunistischem Hintergrund, die dann vielfach zur SPD übergewechselt waren, hatten Ende der 1920er Jahre diesen lockeren Geheimbund ins Leben gerufen. Dadurch wollten sie sich einen eigenständigen organisatorischen Zusammenhalt bewahren. Spätestens ab Ende 1932 bereiteten sich die damals rund 400 Mitstreiter systematisch auf die Untergrundarbeit vor. Ihren Namen verdankten sie der Zeitschrift „Der Rote Kämpfer. Marxistische Arbeiterzeitung“. Seit 1933 bezeichneten sie sich selbst jedoch als „Arbeiterkommunisten“. Zumal sie sich als intellektuelle Avantgarde der Arbeiterklasse verstanden, waren sie gegenüber den beiden großen Arbeiterparteien überaus kritisch eingestellt und lehnten eine Kooperation mit ihnen ab. Sie operierten als untereinander weitgehend lediglich informell vernetzte Diskussions- und Propagandazellen mit selten mehr als fünf bis acht Mitgliedern. Stützpunkte im südwestdeutschen Raum bestanden in Frankfurt, Karlsruhe/Mannheim und Frankenthal/Ludwigshafen. Verschiedentlich wurden auf lokaler Ebene konspirative Kontakte zur SAP, zum ISK, zu trotzkistischen bzw. zu syndikalistischen Widerstandskräften geknüpft, ansonsten wurde aber auf Außenwirkung völlig verzichtet. Wenngleich sie über keinen speziellen Exilapparat verfügten, führten Auslandsverbindungen doch in die Niederlande, nach Großbritannien, in die Tschechoslowakei und in die Schweiz. Die Frankenthaler Gruppe stand anfangs unter Leitung von Ludwig Kohl, umfasste maximal 14 Regimegegner und führte ihre konspirativen Zusammenkünfte im Friseursalon von Karl Weis durch. Von Stuttgart-Cannstadt aus leitete Kohl später die gesamte Südweststruktur. Erst Ende 1936 stieß die Gestapo im Zuge von Ermittlungen gegen die KPD auf die Spur der „Roten Kämpfer“. Durch die folgenden 150 Festnahmen reichsweit, darunter auch Kohl und seine vormaligen Frankenthaler Mitstreiter Otto Metz, Karl Weis, Erich Mirtschin und Hermann Hättig, wurde die überregionale Organisationsstruktur vollständig zerrieben. Nach Verbüßung einer mehrjährigen Zuchthausstrafe wurde Ludwig Kohl ins Strafbataillon 999 gepresst, wo er ums Leben kam.

Autor: Axel Ulrich

Literatur: Olaf Ihlau: Die Roten Kämpfer; Jan Foitzik: Zwischen den Fronten; Michael Ebenau, Alfred Kuffler (Bearb.): Es gilt den Kampf. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Frankenthal 1832–1949; Axel Ulrich: Politischer Widerstand im Rhein-Main-Gebiet.

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