Die wichtigsten Daten zum Widerstand und zur Verfolgung von Gewerkschaftern in unserer Region und zur Lage der Arbeiter im Nationalsozialismus

März 1933

1. März

Nationalsozialisten überfallen anlässlich einer Fastnachtsveranstaltung von Sozialdemokraten und Gewerkschaftern in Worms das „Volkshaus“ und geben tödliche Schüsse auf den 42-jährigen Wirt Philipp Weiß ab.

5. März

Reichstagswahlen: Trotz schärfsten Terrors erreicht die NSDAP auch in Hessen nicht die absolute Mehrheit.

6. März

Besetzung des Gewerkschaftshauses in Darmstadt. Errichtung des KZ Osthofen und Einlieferung der ersten Häftlinge.

7. März

Verbot des „Reichsbanners" und der „Eisernen Front". In der sozialdemokratischen „Mainzer Volkszeitung“ verurteilt der Rechtsanwalts Max Tschornicki mutig die „Notverordnung“ vom 28. Februar. Gleichzeitig warnt er die Angehörigen der Arbeiterbewegung eindringlich, sich nicht provozieren zu lassen und gibt der Hoffnung Ausdruck, „der Verordnung werde nur ein kurzes Leben“ beschieden sein.

8. März

Der Bundesvorstand des ADGB protestiert bei Hermann Göring gegen die Besetzung der Gewerkschaftshäuser und fordert ihn auf, „alles Erforderliche zum Schutz von Leben und Gesundheit" der Mitglieder und des Eigentums der Gewerkschaften zu veranlassen. Die Regierung Hitler annulliert die 81 Reichstagsmandate der KPD.

10. März

Der ADGB-Bundesvorstand wendet sich an den Reichspräsidenten von Hindenburg, damit er „der Rechtsunsicherheit Halt gebiete, die in zahlreichen deutschen Städten Leben und Eigentum der deutschen Arbeiterschaft bedroht". Darmstadt: Folterungen von Gewerkschaftern im „Braunen Haus" und im Polizeipräsidium.

13. März

Massenverhaftung in Worms und Abtransport von ca. 80 Antifaschisten und Gewerkschaftern in das Konzentrationslager in Osthofen.

21. März

Theodor Leipart leitet eine Erklärung des Bundesvorstandes des ADGB an Hitler weiter, in der die Mitarbeit der freien Gewerkschaften im faschistischen Staat angeboten wird: „Die sozialen Aufgaben der Gewerkschaften müssen erfüllt werden, gleichviel welcher Art das Staatsregime ist. Durch die Anerkennung und Inanspruchnahme des staatlichen Schlichtungswesens haben die Gewerkschaften gezeigt, dass sie das Recht des Staates anerkennen, in die Auseinandersetzungen zwischen organisierter Arbeiterschaft und Unternehmertum einzugreifen, wenn das Allgemeininteresse es erforderlich macht.“ Die Verordnung über die Bildung von Sondergerichten wird erlassen.

23. März

Das „Ermächtigungsgesetz" wird gegen die Stimmen der SPD und bei Annullierung der KPD-Mandate angenommen.

24. März

Dankadresse des Reichsverbandes der deutschen Industrie für die „Sicherung der Wirtschaft vor Störungen und politischen Schwankungen", die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände begrüßt das Bekenntnis der Regierung zum „sozialen Frieden" und zur „Beseitigung des die Volksgemeinschaft zerreißenden Klassenkampfes".

25. März

Im Reichsgebiet sind 46 Gewerkschaftshäuser von Polizei oder SA besetzt.

28. März

Erste Maßnahmen zur Bildung einer Geheimen Staatspolizei (Gestapo) im Volksstaat Hessen. Gesetz zur Gleichschaltung der Länder.

März/April

Bei den Betriebsrätewahlen erzielen die Freien Gewerkschaften große Erfolge. Nach den ersten Teilergebnissen werden die Wahlen „ausgesetzt". Ergebnis nach der Auszählung von 1387 Betrieben aus dem Reichsgebiet:

  • Freie Gewerkschaften 73,4 %
  • Christliche Gewerkschaften 7,6 %
  • Hirsch-Dunkersche Gewerkschaften 0,6 %
  • RGO 4,9 %
  • NSBO 11,7 %

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